Junson Park + Luis Weiland: Verzerrungsfilter

1. – 13. Januar 2022

Junson Park + Luis Weiland - Verzerrungsfilter

Glaswürfel – Objekt

Alles, was in dieser Welt existiert, existiert für sich selbst. Das heißt als Subjekt, aber auch als Objekt für andere. Ein Raum wird benötigt, damit Objekte existieren und verschiedene Phänomene auftreten können. Wir haben als Objekt einen massiven Glaswürfel aus Ornamentglas gewählt, der auf einer sich drehenden Plattform befestigt ist. Das Ganze steht auf einem Stahlpodest. Die Seiten des Würfels sind mit aufgeklebten Spiegelscherben versehen.

Mensch – Subjekt

Die Menschen koexistieren als fremde Subjekte. Miteinander, füreinander, verschieden und unabhängig voneinander. Zwischen ihnen liegt ein Filter, ein Verzerrungsfilter der persönlichen Individualität, bestehend aus Denkmustern, Erfahrungen, Werten und Glaubenssystemen.

Augen – Subjekt

Die Augen sind wie ein Schlüsselloch. Gleichzeitig sind sie der am wenigsten körperliche Teil des menschlichen Körpers. Sie sind materiell, aber gleichzeitig auch nicht-materiell. Sie wandern kontinuierlich weiter, von einem Objekt zum anderen. Von A nach B, von B nach C, so geht es immer weiter. Bewegung ist ihre Natur. Genauso wie es die Natur eines Flusses ist, zu fließen. Jede Augenbewegung ist an einen Denkvorgang gekoppelt, und somit wird der Filter aufrechterhalten. Der Mensch kann Augen, die ihn betrachten, nicht entkommen. Sobald ein Fremder einem anderen in die Augen sieht, wird ohne Einladung dessen Individualität betreten. Nur in tiefer Liebe dürfen die Menschen einander lange in die Augen schauen.

»Der erste Schritt, sich selbst zu erkennen, beginnt damit, das eigene Spiegelbild zu sehen. Durch den Spiegel erkennt man das Selbst.«
Song, Dae-Sup; Lee, Eun-Young: A Study on Dual Structure in a Mirror
 – Revolve around the Relations between ›A Person Who Sees‹ and ›A Person Who is Seen‹, 2015

Spiegel – Objekt

Die Reflexion des Spiegels, der den Menschen abbildet, ist möglicherweise die erste Begegnung mit sich selbst. Wie das Sprichwort sagt, ist es vielleicht der erste Schritt, sich selbst kennenzulernen. Ein Spiegel spiegelt nicht nur uns selbst, sondern lässt uns auch durch Brüche und Verzerrungen anders aussehen. In diesen Reflexionen, die sich wie eine Fata Morgana verändern können, sind wir in der Lage, uns selbst zu entdecken und zu beurteilen. Die Situation, in der die Reflexion wahrgenommen wird – also das Subjekt, das das Objekt sieht – ist in den Augen anderer das Objekt selbst. Dies wiederholt sich endlos, wie die Welt, die sich immer weiter dreht; ein ständiger Austausch zwischen Subjekt und Objekt entsteht.

Zerbrochener Spiegel – Verzerrungsfilter

In unserem Projekt versuchen wir, die Beziehung zwischen Subjekt und Objekt in einem zerbrochenen Spiegel aufzuzeigen. Die Blicke im Spiegel sehen, je nach Winkel und Position, unterschiedlich aus und verändern sich ständig durch Rotation. Vielleicht zeigt dies, dass wir ständig in neuen Beziehungen zu allem leben, was im Moment existiert. Vielleicht symbolisiert der zerbrochene Spiegel auch den Verzerrungsfilter der Realität, durch den jeder Mensch schaut? Durch den einerseits Individualität entsteht, andererseits aber auch Trennung und Spaltung?

Junson Park (*1998)


Junson Park studiert freie Kunst und Grafik bei Prof. Kogler an der Akademie der Bildenden Künste München. Sie gestaltet ihre Kunstwerke aus Glas. Ihre Arbeit befasst sich mit dem Phänomen permanenter Veränderung. Das Objekt taucht in einem bestimmten Moment kurz vor dem Auge auf, aber wir können es weder wirklich darstellen noch genau erkennen. Was sich hier verändert und zufällig passiert, wird durch Licht, Schatten und Raum dargestellt.

Luis Weiland (*1997)


Luis Weiland studiert freie Kunst und Grafik bei Prof. Kogler an der Akademie der Bildenden Künste München. Sein künstlerischer Themenschwerpunkt liegt im Betrachten des Kunstwerks selbst. In seinen surrealistischen Malereien deutet er durch versteckte Details auf Themen wie Meditation und Selbsterkenntnis hin. Dem Künstler geht es darum, die Betrachter*innen des Kunstwerkes aufzuwecken und ihnen zu helfen, eine innere Ruhe zu finden.

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