Alter + Ego
30. Juni – 29. Oktober 2022
Das »Unsterblichkeits-Gen« ist entdeckt, die Epigenetik bietet neue Chancen für eine Verlängerung der Lebensspanne. Dem durch Gesundheitselektronik quantifizierten Ego scheint die Zukunft zu gehören, Exoskelette und Entwicklungen aus der Robotik ermöglichen eine optimierte Leistungsfähigkeit. Die Ausstellung »Alter + Ego« beleuchtet mit künstlerischen Positionen die Verheißungen des »Human Enhancement« in seinen verschiedenen Facetten und geht der Frage nach, wie wir als Ego mit dem Alter und der Vergänglichkeit zurechtkommen.
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Ausstellung
Vielleicht ist ja alles ein Irrtum: Der körperliche Verfall, der geistige Abbau, das Alter, der Tod? Schließlich bietet die menschliche Vorstellungskraft eine Fülle von Auswegen, der körperlichen Vergänglichkeit zu entkommen. Schneewittchen bewahrt durch jahrelangen Schlaf seine Schönheit, Dorian Gray lässt ein Porträt altern statt seiner selbst, Ikarus überwindet mit Flügelprothesen die Grenzen seines Skeletts. Der Wunsch des Menschen, seinem biologischen Körper zu entweichen, ist uralt. Und seine Erfüllung scheint durch Fortschritte in Gentechnologie und künstlicher Intelligenz greifbarer denn je. Die Entdeckung des »Unsterblichkeits-Gen« FoxO3, potenzielle Steigerungsmöglichkeiten der Telomerase-Aktivitäten zur Verlangsamung des Alterns und neue Erkenntnisse der Epigenetik lassen auf eine deutliche Verlängerung der eigenen Lebensspanne und sogar der unserer Nachkommen hoffen. Unterstützt wird dieses Versprechen durch tragbare Gesundheitselektronik wie Smartwatches für bessere Kondition, Fitness-Ringe, die selbst den richtigen Empfängniszeitpunkt vorhersagen oder Schuheinlagen, die das Gleichgewicht dokumentieren. Dem quantifizierten Ego scheint die Zukunft zu gehören. Tracker und Apps helfen dabei, den Körper tiefer und genauer zu vermessen, Makel rechtzeitig zu erkennen und eine gesunde Lebensführung angemessen zu belohnen – Datenmissbrauch eingepreist. Coaching-Angebote zur Selbstoptimierung sowie Schönheitsoperationen boomen. Lässt die Körperkraft nach, stehen modernste Prothesen und hilfreiche Entwicklungen aus der Robotik zur Verfügung. Exoskelette erweitern Wirbelsäule, Arme und Beine und ermöglichen körperliche Leistungsfähigkeit bis ins hohe Alter.
Techno-Utopisten aus dem Silicon Valley begreifen das Alter ohnehin als überwindbare Krankheit und sehen den biologischen Körper in seiner derzeitigen Form als fehleranfällig und von zu mühsamer Instandhaltungsroutine gezeichnet an. So soll beispielsweise Googles biotechnologische Abteilung »Calico« den Alterungsprozess lösen helfen. Noch einen Schritt weiter gehen die Fantasien der Transhumanisten. Sie sehen die Menschheit vor der nächsten Evolutionsstufe und glauben, dass mittels KI das menschliche Bewusstsein künftig in der Cloud hochgeladen werden kann und sich durch Robotik, künstliche Intelligenz und virtuelle Realität Parallelkörper entwickeln lassen. Bis es so weit ist, bietet sich die Kryonik, das Einfrieren von Kopf oder gesamtem Körper in »Cephalon-Boxen« oder mit Flüssig-Stickstoff gefüllten Aluminiumkapseln, als Übergangslösung an.
Entwarnung also? Versprechen uns Medizin und Technologie schon bald nicht mehr nur eine steigende Lebenserwartung, sondern sogar Unsterblichkeit? Schön wär’s – oder nicht? Die Ausstellung »Alter + Ego« beleuchtet mit künstlerischen Positionen die Verheißungen des »Human Enhancement« in verschiedenen Facetten und geht der Frage nach, wie wir als Ego mit dem Alter und der Vergänglichkeit zurechtkommen. Denn hat nicht ein winziges Virus in der Corona-Pandemie die modernen Jungbrunnen-Fantasien auf den harten Boden der Realität zurückgeholt und gezeigt: Mit Alter und Tod verknüpfte Erfahrungen wie Fürsorge, Abschied und Trauer bleiben elementare, zutiefst menschliche Empfindungen, die unsere Spezies ausmachen.
Künstler
Marina Abramović, Mona Ardeleanu, Albrecht Ludwig Berblinger, Julian Billmair, Ulrich Blum, eres/colliders, Sibylle Fendt, Alex Van Gelder, Karl Lagerfeld, Stefan Panhans, Elisa Giardina Papa, Daniel Preisler, Jeremy Shaw, Thomas Silberhorn, Taryn Simon, Superflux, Juergen Teller, Janina Totzauer, Max Weisthoff
Vorträge
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Donnerstag, 14. Juli 2022, 19 Uhr
Können wir das Altern abschaffen?
Prof. Dr. Christoph Englert
Forschungsgruppe Molekulare Genetik am Leibniz-Institut für Alternsforschung, Fritz-Lipmann-Institut e.V. (FLI), Jena -
Montag, 18. Juli 2022, 19 Uhr
Schöner neuer Mensch. Ist künftiges Leben nicht mehr an die Biologie des Körpers gebunden?
Prof. Dr. Stefan Lorenz Sorgner
Professur für Philosophie, John Cabot University, Rom -
Donnerstag, 22. September 2022, 19 Uhr
Schlaue Roboter – Alter und Maschinenintelligenz
Prof. Dr. Sami Haddadin
Direktor des Munich Institute of Robotics and Machine Intelligence (MIRMI), Inhaber des Lehrstuhls für Robotik und Systemintelligenz an der TU München -
Donnerstag, 13. Oktober 2022, 19 Uhr
Gibt es ein Unsterblichkeits-Gen?
Prof. Dr. Dr. h.c. Thomas Bosch
Zell- und Entwicklungsbiologe, Direktor des Zoologischen Instituts der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel -
Mittwoch, 26. Oktober 2022, 19 Uhr
So können wir unsere Gene steuern: Die Chancen der Epigenetik für ein langes, gesundes Leben (in englischer Sprache)
Prof. Dr. Isabelle Mansuy
Departement Gesundheitswissenschaften und Technologie, Institut für Neurowissenschaften, ETH Zürich
Audios
Presse
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Die Hoffnung stirbt zuletzt
Münchner Feuilleton, Oktober 2022, Carmen Kovacs
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Alter + Ego
Kunstforum International, Bd. 284, Oktober 2022, Annegret Erhard
Artikel als pdf -
Die Schönheit ist ein flüchtig Ding
PARNASS, 03/2022, Judith Koller
Artikel als pdf
Ein Interview mit Sabine Adler über die konzeptionelle Ausrichtung der ERES Stiftung finden Sie ebenfalls in Parnass 03/2022. -
Künstlerische Reflexionen über Selbstoptimierung und Smart Aging
EIKON, Heft 119, 2022 -
Wie wir mit dem Altern umgehen. Alter + Ego in der ERES Stiftung
m94/5, SektMate, Das Kulturmagazin, 3. September 2022,
Alina Neuper -
Die Natur unterstützen
artline 08/2022, Roberta De Righi
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Bin ich wie ich bin?
Süddeutsche Zeitung, 15. August 2022, Magdalena vom Zumbusch
Artikel auf sueddeutsche.de
Artikel als pdf -
Alter + Ego. Ausstellung in der Münchner ERES Stiftung
BR Fernsehen, 3. August 2022, Gaby Weber -
Der ewigen Jugend so nah
gallerytalk.net, 25. Juli 2022, Lisa Stoiber
Artikel auf gallerytalk.net -
Die Rückkehr der Körperlichkeit
Abendzeitung, 5. Juli 2022, Roberta de Righi
Artikel als pdf -
Die ERES Stiftung München beleuchtet in der Ausstellung »Alter + Ego« unseren Umgang mit Jugendwahn & Selbstoptimierung. Sehenswert!
Merkur.de, 1. Juli 2022, Katja Kraft
Artikel auf merkur.de -
Alter + Ego. Die neue Ausstellung in der ERES Stiftung
Bayern2, kulturWelt, 29. Juni 2022, Barbara Knopf