Chaos!
Komplexität in Kunst und Wissenschaft
11. September – 15. Dezember 2012
Ausstellung
Der Reigen der Krisengipfel will nicht abreißen. Was soll werden aus Euro, Weltwirtschaft oder Klima? Trotz zunehmendem Krisenbewusstsein und intensiver Suche sind zukunftsweisende Lösungsansätze kaum erkennbar. Politik und Wirtschaft sind gefangen im Labyrinth der Möglichkeiten. Ein allgemeines Gefühl der Verunsicherung und Ratlosigkeit macht sich breit.
Einen möglichen Ansatz zur Bewältigung der vielfach verwobenen globalen Herausforderungen liefert die noch relativ junge Komplexitätsforschung. Sie bedient sich der Computersimulation sowie physikalischer und mathematischer Methoden, um Phänomene zu begreifen, die beim Zusammenwirken vieler Elemente entstehen. Sie wird in unterschiedlichsten Fachgebieten angewandt – von der Ökonomie über die Neurowissenschaften bis zur Klimaforschung.
Die Naturwissenschaften haben traditionell nach einfachen, universalen und zeitlosen Gesetzen gesucht. Zergliedern, untersuchen, verstehen – diese lineare, reduktionistische Herangehensweise war in der Vergangenheit extrem erfolgreich, bleibt auch heute notwendig, erweist sich aber für die Zukunftsbewältigung als nicht hinreichend.
Die Komplexitätsforschung zeigt vielschichtige Systeme in einer dynamischen Vernetzung und ersetzt dabei eindeutige Ergebnisse mit möglichen Szenarien. Wechselwirkungen rücken in den Mittelpunkt der Betrachtung, Wahrscheinlichkeiten treten an die Stelle sicherer Erkenntnisse. An Instabilitätspunkten können kleine Änderungen der Ausgangssituation massive Veränderungen bewirken. Das traditionelle Denken in einfachen linearen Zusammenhängen erschwert dabei den Blick auf eine Welt, die geprägt ist durch komplexe, häufig exponentielle Abhängigkeiten. Komplex ist dabei nicht als kompliziert, sondern als vielschichtig oder facettenreich zu verstehen.
Unter dem Titel Chaos! Komplexität in Kunst und Wissenschaft veranstaltet die ERES Stiftung ab September 2012 eine Ausstellung zeitgenössischer Kunst zum Thema Komplexität als zukunftsweisendes Paradigma des 21. Jahrhunderts. Gemäß den Stiftungszielen, in deren Zentrum der Dialog zwischen Naturwissenschaften und Kunst steht, werden in einem Begleitprogramm zur Ausstellung Spezialisten aus unterschiedlichen natur- und kulturwissenschaftlichen Fächern zur aktuellen Komplexitätsforschung sprechen.
Wie sieht komplexes Denken aus? Wie artikuliert es sich? Inwieweit kann Kunst Komplexität analysieren und abbilden? Öffnet Kunst den Blick auf komplexe Zusammenhänge? Ist Kunst einfach oder komplex? Das sind Fragen, die in der Ausstellung und im Begleitprogramm aufgeworfen werden.
Mit der geplanten Kunstausstellung und den wissenschaftlichen Veranstaltungen soll im Sinne des komplexen Denkens eine Vernetzung zwischen den Disziplinen geschaffen werden. Kunst und Wissenschaft werden dabei als komplementäre Herangehensweisen zum Aufzeigen der zunehmend komplexen Welt vorgestellt.
Künstler
Thomas Feuerstein, Christoph Keller, Mark Lombardi, Jenny Michel, Paidia Institute, Wolfgang Stehle, George Steinmann, Mark Wallinger
Vorträge
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Samstag, 15. September 2012, 18 Uhr
Dr. Hans Diebner, Physiker und Komplexitätsforscher, Institut für Neue Medien, Frankfurt am Main
Chaos. Die Kunst, komplex zu denkenGeorge Steinmann, Künstler, Bern
Interdisziplinäres Arbeiten an der Schnittstelle von Architektur, Zellbiologie und KunstAnschließend Podiumsgespräch mit Dr. Hans Diebner und George Steinmann
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Sonntag, 16. September 2012, 18 Uhr
Dr. Johann Feichter, Klima- und Atmosphärenforscher, Max-Planck-Institut für Metereologie, Hamburg und ETH, Zürich
Eine Wolke ist keine Wolke. Klima und KomplexitätChristoph Keller, Künstler, Berlin
Cloudbuster und andere ProjekteAnschließend Podiumsgespräch mit Dr. Johann Feichter und Christoph Keller
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Dienstag, 16. Oktober 2012, 20 Uhr
Sibylle Anderl, Astrophysikerin und Philosophin, Argelander-Institut für Astronomie, Universität Bonn
Die Deutung des Komplexen. Modelle in der Wissenschaft -
Samstag, 10. November 2012, 18 Uhr
Prof. Dr. Jürgen Tautz, Biologe, BEEgroup, Biozentrum, Universität Würzburg
Der Bienenstaat: Mehr als die Summe seiner BienenWolfgang Stehle, Künstler, München
Absentia Apis melliferae und andere ProjekteAnschließend Podiumsgespräch mit Prof. Dr. Jürgen Tautz und Wolfgang Stehle
Katalog
Zur Ausstellung erscheint ein Katalog, EUR 2,00
Bestellung unter Kataloge
Presse
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Vom kreativen Scheitern
Münchner Feuilleton, November 2012
Artikel als pdf -
Vom Zumüllen des Paradieses
und – Das Münchner Kunstjournal, Okt./Nov./Dez. 2012
Artikel als pdf -
Verstrickungen
Süddeutsche Zeitung, 14. September 2012
Artikel als pdf