Struggle for Life

Artenwandel und Artensterben im Anthropozän

21. November 2008 – 31. Januar 2009

Struggle For Life - Ausstellungsansicht

Ausstellungsansicht, Foto: ERES Stiftung / Christoph Knoch

Ausstellung

Auch 200 Jahre nach Darwins Geburt und 150 Jahre nach Veröffentlichung seines Schlüsselwerks On the Origin of Species gibt es für Expeditionen noch viel zu entdecken. Ständig finden Forscher neue Arten, etwa in der Tiefsee oder im Amazonasbecken. Wie viele Spezies auf der Erde leben, kann niemand genau sagen. Doch die Artenvielfalt ist akut gefährdet. Pro Stunde sterben weltweit drei Tier- und Pflanzenarten aus. 15.589 stehen derzeit auf der internationalen »Roten Liste« der Weltnaturschutzunion IUCN. Geht die Erwärmung der Erdatmosphäre weiter, könnte bis Ende des Jahrhunderts nahezu jede dritte Tier- und Pflanzenart verschwunden sein, so die Einschätzung des UN-Klimaberichts IPCC im Frühjahr 2007.

Bilder von verzweifelten Polarbären, die kein Eis mehr unter den Füßen finden oder von Berggorillas, denen durch Rodungen immer weniger Lebensraum bleibt, machen betroffen und wecken Beschützerinstinkte. So wichtig solche emotionalen Appelle sind: die Dramatik der Entwicklung rückt dabei leicht aus dem Blickfeld.

Wir befinden uns derzeit in der sechsten großen Artensterbewelle der Erdgeschichte. Grund sind vom Menschen in den letzten 150 Jahren verursachte Faktoren, vor allem der Klimawandel und die intensive Landnutzung durch das rasant steigende Bevölkerungswachstum. Beide Entwicklungen lassen sich mit einer Naturkatastrophe vergleichen, die verheerende Auswirkungen auf Flora und Fauna haben. Verschwinden wenige Schlüsselarten aus einem Ökosystem, kann dies über komplexe Rückkoppelungssysteme zu einem globalen Massensterben führen. Das ist in der Evolutionsgeschichte bereits mehrfach geschehen.

Das Symposium Struggle for Life wird sich mit dem Prozess von Anpassung und Auslöschung sowohl aus naturwissenschaftlicher wie aus künstlerischer Sicht beschäftigen. Für die Ausstellung wurden acht bildende Künstler ausgewählt, die sich mit Aspekten wie unserem evolutionären Erbe, den Profiteuren der gegenwärtigen Entwicklung und bereits ausgerotteten Arten befassen. Ferner werden naturwissenschaftliche Kategorisierungen hinterfragt und Züchtungen simuliert, die jedoch nicht der besseren Anpassung an veränderte Verhältnisse dienen, sondern zweckfrei neue Kunstformen hervorbringen. Einige Installationen entstehen speziell für die Ausstellungsräume, andere gehören zu bereits vorhandenen Werkzyklen.

Die wissenschaftlichen Vorträge finden in der Ausstellung statt, um der Thematik »Artenwandel, Artensterben« eine andere Bildwelt als in Naturkunde-Museen oder Medien und Werbung entgegenzusetzen. Durch den offenen Dialog zwischen künstlerischen und naturwissenschaftlichen Sichtweisen sollen neue Wege gesucht werden, brisante wissenschaftliche Erkenntnisse in die Öffentlichkeit zu bringen.

Für die Referate konnte die ERES Stiftung drei international renommierte Professoren gewinnen. Der Evolutionsbiologe Ulrich Kutschera wird die Entwicklung des Lebens skizzieren und die Rolle von Massensterben für die Evolution beleuchten. Der Biosphärenforscher Wolfgang Lucht beschäftigt sich unter anderem mit der Frage »Welche Arten sind die Gewinner, welche die Verlierer bei ständig steigenden globalen Temperaturen und wie wird die Welt in 100 Jahren aussehen?« Der Leibniz-Preisträger und Entwicklungsbiologe Detlef Weigel, Max-Planck-Institut Tübingen, gibt Einblicke in die Anpassungsfähigkeit von Pflanzen an eine sich rasch ändernde Umwelt.
In einer abschließenden Podiumsdiskussion werden Künstler und Naturwissenschaftler ihre Positionen zu den Fragestellungen diskutieren.

Der Titel der Veranstaltung bezieht sich auf Charles Darwins 1859 veröffentlichte Schrift On the Origin of Species by Means of Natural Selection, or the Preservation of Favoured Races in the Struggle for Life. Darwin wurde und wird mit seinem Postulat der natürlichen Auslese und dem Kampf ums Überleben häufig missverstanden. Der Aspekt »Struggle for Life« soll darauf hinweisen, dass Existenzkämpfe, aber auch der Kampf um Ressourcen in einer globalisierten Welt Alltag geworden sind und der Umgang damit nach neuen kulturellen Antworten verlangt.

Künstler

Dorothy Cross, Mark Dion, Carsten Höller, Jan Fabre, Klaus Fritze, Sanna Kannisto, Oliver van den Berg, Jess von der Ahe

Vorträge

Katalog

Zur Ausstellung erscheint ein Katalog, EUR 5,00
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